Die Menge jubelte begeistert, als John F. Kennedy auf die Plattform trat, die vor dem Rathaus Schöneberg errichtet worden war. Mehrere hunderttausend Menschen hatten sich versammelt, um den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu sehen. Aber hinter dem freundlichen Besuch lauerte eine ernstere Agenda.

Kennedys erster Besuch in der Bundesrepublik Deutschland war ein Versuch, die Qualität der Beziehungen zur Bundesregierung und insbesondere zu Bundeskanzler Adenauer zu verbessern., Der Grund für die Spannungen zwischen beiden Nationen war die neue Außenpolitik des US-Präsidenten, die den Schwerpunkt auf die Staaten der Dritten Welt legte.

Aus seiner Sicht waren diese Staaten aufgrund ihrer Armut besonders anfällig für kommunistische Agitation. Kennedy beabsichtigte, die Volkswirtschaften dieser Staaten zu stärken und sie durch die Einführung von Entwicklungsprogrammen enger an die westliche Welt zu binden. Darüber hinaus war es seine Absicht, nach seinen Erfahrungen in der Kubakrise und der Errichtung der Berliner Mauer die Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion abzubauen., Zu seinen Plänen gehörte die Einrichtung einer internationalen Zugangsbehörde für Grenzkontrollen in Berlin, an der Mitarbeiter aus Ost-und Westdeutschland gleichberechtigt beteiligt sein sollten. Diese Pläne wurden der Adenauer-Regierung im Frühjahr 1962 zur Stellungnahme vorgelegt.

Adenauer mochte Kennedys Idee nicht. Zum einen hätte die gleichberechtigte Einbindung ostdeutscher Mitarbeiter die Anerkennung der DDR impliziert. Andererseits befürchtete Adenauer, dass die Vereinigten Staaten ihre Rolle als Schutzmacht Deutschlands vernachlässigen würden, wenn der Schwerpunkt ihrer Außenpolitik auf der Dritten Welt liege., Da Adenauer von der US-Regierung ziemlich enttäuscht war, lehnte er Kennedys Pläne ab und begann anschließend mit Frankreich in Verbindung zu treten, das zu dieser Zeit vom US-skeptischen Präsidenten Charles de Gaulle regiert wurde.