In den letzten Jahren hat das Jodeln unter neuer Schirmherrschaft eine überraschende Wiederbelebung erfahren. Was mehr ist – seine Popularität war nie größer als zu Beginn des 21. Fans finden sich jetzt auch unter den Urbanisten der Mittelklasse. Jodeln und verwandte Gesangsformen wie Dudeln und Juchezen haben ihren Weg in den modernen Lebensstil gefunden. Sie werden ohne Vorbehalte mit anderen Freizeitbeschäftigungen wie Wandern oder sogar Yoga, Qi Gong oder Pilates kombiniert., Sie sind zu einem therapeutischen Instrument geworden, um Praktizierende vom Alltagsstress zu befreien. „Jodeln wird heute als etwas angesehen, das Menschen verbindet und sich nicht mehr von anderen unterscheidet“, bestätigt Raymond Ammann. Menschen, die sich heute für Jodeln interessieren, sehen darin nicht als Mittel, kulturelle Abgrenzungslinien und Identitätsbildung zu ziehen, sondern als Chance für ein neues persönliches, musikalisches Erlebnis – sowohl als Individuum als auch in Gruppen.

Jodeln goes world music

Amman legt nahe, dass der Grund für diesen Trend in der jüngeren Musikgeschichte liegt., „Neue Volksmusik entstand aus der Austropop-Bewegung. Anfangs waren die Texte satirisch, und in den 1990er Jahren lösten diese Lieder mit ihren Bezügen zu Heimat und Land und ihrer musikalischen Intensität eine emotionale Reaktion bei den Zuhörern aus.“Gleichzeitig, so Ammann, bedeutete der boomende Trend der Weltmusik, dass die Menschen offener für populäre Musik aus dem Ausland wurden, was wiederum das Interesse an lokalen musikalischen „Exotiksmen“schärfte., Diese neue Vorliebe für Jodeln bringt manchmal Enthusiasten aus Österreich, der Schweiz und Deutschland bei internationalen Workshops zusammen, die sich für den grenzüberschreitenden Jodeldialog einsetzen.

Die Ergebnisse des kürzlich abgeschlossenen Projekts werden u.a. im Buch „Tirolerei in der Schweiz“ veröffentlicht, das im Frühjahr 2020 im Universitätsverlag Wagner erscheint.,

Personalien

Raymond Ammann studierte Ethnomusikologie in der Schweiz und wurde 2001 Professor an der Leopold Franzens Universität Innsbruck, wo er am Institut für Musikwissenschaft lehrt und forscht. Er konzentriert seine Forschung auf Musik in Ozeanien, der Polarregion und den Alpen.

Publikationen

Ammann, Raymond; Kammermann, Andrea & Wey, Yannick: Alpenstimmung. Musikalische Beziehung zwischen Alphorn und Jodel – Fakt oder Ideologie?, Zürich: Chronos 2019
Ammann, Raymond: Die Funktionen des Alphorn-Wettblasens von den ersten Unspunnenfesten bis heute. In: Klaus Näumann, Thomas Nussbaumer, Gisela Probst-Effah (Hrsg.), Musikalische Wettstreite und Wettbewerbe (S. 67-78). Köln: Institute für Musikpädagogik und Europäische Musikethnologie, University of Köln, 2018
Tags:
  • Ethnology
  • FWF
  • Musicology
  • Yodel
Print article